Heute wurde bekannt, dass die amerikanische Fluggesellschaft American Airlines Insolvenz unter Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts beantragt hat. Eine Überraschung ist dies nicht, denn der schlechte finanzielle Zustand der Gesellschaft war schon länger bekannt. Mit über 600 Flugzeugen ist American eine der größten Fluggesellschaften der Welt, dazu kommen noch fast 300 Regionalflugzeuge bei Tochterunternehmen. American Airlines ist seit 1999 Mitglied in der Luftfahrt-Allianz oneworld und war an dessen Gründung beteiligt. Wie konnte es zu der Insolvenz kommen und wie wirkt sich das auf Air Berlin aus, die in Kürze dem oneworld-Bündnis beitreten möchte?
Die Insolvenz nach Chapter 11 hat das Ziel, das Unternehmen möglichst fortzuführen, ohne größere Störungen des Betriebes, anders als die Insolvenz nach Chapter 7, die eine Liquidierung des Unternehmens darstellt. Auf Kosten von Gläubigern, Aktionären, Vermietern, Leasinggebern und Angestellten kann eine Gesellschaft viele alte Verpflichtungen (Pensionen, Mietverträge usw.) reduzieren und mit weniger Belastungen nach der Insolvenz weiter arbeiten. Die Anteile (Aktien) des Unternehmens werden dabei oft den bisherigen Eigentümern entzogen und an die Gläubiger gegeben, als Ersatz für nicht bediente Forderungen.
Für Passagiere von Air Berlin sind im Moment keine Auswirkungen zu befürchten, da American Airlines weiter im Betrieb bleiben wird uns sich im Konkurrenzkampf mit anderen Fluggesellschaften ggf. durch niedrigere Preise (möglich durch die Nicht-Zahlung von alten Rechnungen) Vorteile verschaffen kann. Die Passagiere werden von den Vorgängen hinter den Kulissen aus der Zeitung erfahren, aber nicht auf ihrer Reise. Für Air Berlin, das gerade selbst in einer Umstrukturierung steckt, könnte es jedoch zum Nachteil werden, dass American nun stark mit sich selbst beschäftigt ist und weniger Ressourcen für die Eingliederung von AB in die oneworld zur Verfügung stellen kann.
Die Insolvenz von American zeigt erneut die Probleme amerikanischer Fluggesellschaften auf. Diese fokussieren sich oft zu sehr auf den Heimatmarkt, auf dem sie sich untereinander und im Kampf mit Billigfliegern wie Southwest gegenseitig die Preise kaputt machen. Außerdem sind sie somit zu sehr stark von den Schwankungen der amerikanischen Wirtschaft, der es im Moment wieder eher schlecht geht, abhängig. Die Flotten der Amerikaner sind meist veraltet und damit im operativen Betrieb zu teuer, vor allem bei stetig steigenden Kerosinkosten. American hat zwar vor kurzem 460 neue und sehr sprit-effiziente Flugzeuge bei Airbus und Boeing bestellt, doch die aktuelle Flotte, die Hunderte von 757, 767 und MD-82/83 enthält, ist überaltert und im Betrieb zu teuer.
Im internationalen Geschäft sind die amerikanischen Fluggesellschaften nicht wettbewerbsfähig. Ihre Kabinenausstattung, die Abfertigungseinrichtungen am Boden sowie der Service in der Luft und am Boden hinken zwei Jahrzehnte hinter europäischen und erst recht hinter asiatischen und australischen Konkurrenten zurück. Es ist sicher kein Zufall, dass auf amerikanischen Flughäfen immer mehr ausländische Airbus A380 landen und immer mehr Passagiere auf Transkontinental-Routen von und nach Amerika befördern.
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