Mittwoch, 9. Februar 2011

Emirates nach Berlin


Seit Jahren bemüht sich die arabische Fluggesellschaft Emirates Airlines aus Dubai um die Erlaubnis zur Aufnahme einer direkten Flugverbindung von Dubai (DXB) nach Berlin. Seit Jahren verweigert die Bundesregierung die dafür notwendige Anpassung des entsprechenden Luftverkehrsabkommens zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Bundesregierung folgt damit der Empfehlung der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, die Einbußen im Geschäft ab Berlin fürchtet. Ebenfalls geschützt wird Air Berlin, die vor kurzem die Strecke Berlin-Dubai aufgenommen hat.

Als Berliner Bürger, Steuerzahler und Luftfahrt-Begeisterter bin ich damit nicht einverstanden. Ich vertrete den Standpunkt, dass Emirates sehr gern Berlin von Dubai aus anfliegen darf, wenn sie es möchte. Es wäre für den Berliner Luftverkehr eine große Bereicherung, wenn die wahrscheinlich wichtigste Fluggesellschaft des 21. Jahrhunderts auch endlich Berlin anfliegen würde.

Welche Gründe sprechen dafür, der Fluggesellschaft Emirates den Zugang zum Markt von Berlin zu ermöglichen?

-         Die hohen Investitionen in den neuen Flughafen Berlin-Brandenburg-International: Seit Jahren wird in Berlin an dem neuen Flughafen „BBI“ gebaut. Dafür soll (zu meinem Leidwesen) der Flughafen Berlin-Tegel geschlossen werden, der Flughafen Berlin-Tempelhof wurde (leider) bereits geschlossen. Wenn die Steuerzahler einen neuen Flughafen plus diverse Verkehrsanbindungen schon bezahlen müssen, dann soll dieser Flughafen auch vernünftig genutzt werden. Eine große, wichtige und stark wachsende Fluggesellschaft wie Emirates darf nicht ausgesperrt werden. Der Flughafen muss so viele Verbindungen wie nur möglich bekommen. Wenn eine Fluggesellschaft ihn anfliegen will, dann soll sie es auch dürfen.

-         Die Bürger von Berlin und die Besucher Berlins haben ein Recht auf schnelle und günstige Verbindungen mit Emirates nach Indien, Südostasien und Australien. Die Bürger in Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg haben diese Möglichkeiten bereits. Es ist nicht einzusehen, weswegen den Bürgern in Berlin dies verwehrt wird und sie ihre Reiserouten anders und zu höheren Preisen und schlechterem Service planen müssen.

-         Berlin ist strukturell nach wie vor schwächer als viele deutsche Städte. Die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie die drastische Reduzierung des Fernverkehrs am hervorragend an die Berliner Stadt angeschlossenen Bahnhofs Zoo verbessern die Situation nicht gerade. Daher braucht Berlin jede nur mögliche Verbesserung seiner Infrastruktur, zum Beispiel durch bessere Flugverbindungen von/nach Berlin.

-         Eine gute Infrastruktur ist immer auch ein Motor für eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung. Berlin braucht daher besonders eine gute Infrastruktur. Das Fehlen eines Anschlusses an das Emirates-Netz ist ein klarer Standortnachteil für Berlin im Wettbewerb um die Ansiedlung von Firmenniederlassungen, um Messen und um Touristen. Dieser Standortnachteil fördert andere Städte auf Kosten Berlins. Dies sind nicht nur Frankfurt, München, Hamburg oder Düsseldorf, sondern auch Prag, Kopenhagen oder Amsterdam. Flüge von Emirates brächten auch Menschen nach Berlin, die sonst nicht hierher kämen. Dadurch entstünden zusätzliche Einnahmen für Hotels, Taxifahrer, Restaurants, Museen, Geschäfte und viele mehr in Berlin.

-         Flugverbindungen mit einem Umsteigen Dubai sparen Zeit und sind oft kürzer. Wenn Menschen von Deutschland nach Indien, Südostasien oder Australien reisen, dann nehmen sie oft aus Kostengründen und aufgrund des fehlenden Angebotes der Emirates Umwege über europäische Drehkreuze wie London, Paris oder Frankfurt in Kauf. Dabei fliegen sie prinzipiell zunächst ca. eine Stunde in die falsche Richtung und müssen anschließend deswegen eine Stunde länger in die richtige Richtung fliegen. Das kostet unnötig Zeit und ist außerdem schlecht für die Umwelt.

-         Emirates kauft viele Flugzeuge bei Airbus und sichert damit Beschäftigung (und dadurch Steuereinkommen und Sozialabgaben) in Deutschland. Emirates hat bereits 90 Exemplare des Airbus A380 gekauft. Dieser Flugzeugtyp erhält in Hamburg-Finkenwerder seine Lackierung und Kabinenausstattung, auch viele seiner Teile und Baugruppen werden in deutschen Werken in Deutschland gefertigt. Emirates hat weitere 70 Flugzeuge des sich noch in der Entwicklung befindenden Airbus-Typen A350 gekauft. Auch jedes verkaufte Flugzeug dieses Typs bedeutet Arbeit und Geld für deutsche Standorte. Bei beiden Flugzeugtypen darf davon ausgegangen werden, dass Emirates noch weitere Bestellungen in Auftrag geben wird.

-         Emirates beschäftigt auch viele Deutsche, als Piloten, Flugbegleiter, Büromitarbeiter usw. Durch die Eröffnung von Flügen nach Berlin würden in Berlin mehr Arbeitsplätze entstehen. Berlin braucht jeden zusätzlichen Arbeitsplatz.

-         Emirates wird in viele Märkte der Lufthansa nie eingreifen. Es geht Emirates darum, Dubai zu einem großen Drehkreuz auszubauen. Flugverbindungen zwischen Deutschland und Nord- und Südamerika werden nie über Dubai geführt werden.

-         Lufthansa und Air Berlin sucht man in den meisten Rankings zur Qualität von Fluggesellschaften vergeblich. Emirates hingegen ist für gute Qualität ihrer Leistungen schon mehrfach ausgezeichnet worden. Quelle 1, Quelle 2 Warum sollten Reisende aus und nach Berlin nicht auch die Möglichkeit haben, diesen guten Service zu genießen? Außerdem würde die Konkurrenz durch Emirates dafür sorgen, dass Air Berlin und Lufthansa ihre Servicequalität verbessern. Wettbewerb belebt das Geschäft.

-         Air Berlin fliegt von Berlin nach Dubai. Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate hat dagegen nichts unternommen. Es wäre nur fair, wenn eine Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ebenfalls das Recht erhielte, diese Strecke anzubieten. Im Moment hat Air Berlin das Monopol für non-stop-Flüge auf dieser Strecke. Außerdem kooperieren Air Berlin und Emirates nicht miteinander. Eine Buchung, bei der Reisende erst mit Air Berlin nach Dubai fliegen und dann auf Emirates umsteigen, wird nicht so preisgünstig und bequem wie eine Reise nur mit Emirates sein. Air Berlin und Emirates stimmen ihre Flugpläne nicht aufeinander ab und nutzen am Flughafen von Dubai verschiedene Terminals, was ein Umsteigen sehr umständlich macht. Außerdem wird Air Berlin demnächst dem Luftfahrtbündnis „oneworld“ beitreten und daher nicht länger in Konkurrenz mit Fluggesellschaften wie British Airways, Qantas, Royal Jordanian oder Finnair stehen. Der Wettbewerb geht dadurch zurück, die Unternehmen profitieren, die Kunden bekommen eine geringere Auswahl.

-         Lufthansa und Air Berlin sind nominell deutsche Unternehmen, aber auch sie tun mehr als nur in Deutschland Steuern zu bezahlen. Beide kaufen viele Flugzeuge beim amerikanischen Hersteller Boeing und beschäftigen zahlreiche Menschen im Ausland.

Fazit: Ich fordere die Bundesregierung auf, der Fluggesellschaft Emirates Landerechte für Berlin zu gewähren, ohne dass dafür andere Landerechte in Deutschland aufgegeben werden müssen. Eine Bundesregierung sollte das Wohl der gesamten Volkswirtschaft im Auge haben und nicht nur die Interessen von zwei oder drei einzelnen Firmen und auch nicht nur die regionalen Interessen einzelner Flughäfen wie Frankfurt oder München. Berlin muss endlich dabei geholfen werden, seine historisch bedingte strukturelle Schwäche zu überwinden. Protektionistische Verbote für ausländische Firmen sind nur schädlich.

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